Pressemitteilung
Gestern, am 5. Juli, befand ein honduranisches Gericht David Castillo, den ehemaligen Chef der Firma Desarollos Energeticos (DESA), als Mitverantwortlichen für den Mord an der indigenen Umweltaktivistin Berta Cáceres für schuldig. DESA leitete das Staudammprojekt Agua Zarca, gegen das Berta Cáceres protestierte, bevor sie im März 2016 in ihrem Haus ermordet wurde. Sieben weitere Männer wurden bereits verurteilt, da sie ebenfalls an dem Mord beteiligt waren. Das Gericht hatte festgestellt, dass die Männer von Führungskräften innerhalb der DESA beauftragt worden waren.
Tilly Metz, Mitglied des Europäischen Parlaments der Grünen/EFA-Fraktion und Vorsitzende der Delegation für die Beziehungen zu den Ländern Mittelamerikas kommentiert:
„Dies ist ein Sieg für die Umweltschützer und Umweltschützerinnen in Honduras und in der gesamten lateinamerikanischen Region. Nach fünf langen Jahren des Kampfes um Gerechtigkeit für Berta Cáceres ist dieses Urteil ein Schritt zur Beendigung der Straflosigkeit in Honduras, die allzu oft Fälle von Menschenrechtsverteidigern und Menschenrechtverteidigerinnen umfasst. Dieses Urteil ist historisch für die Region: es ist das erste Mal, dass ein Gericht entscheidet, dass der Geschäftsführer eines privaten Unternehmens in den Mord an einer Umweltaktivistin verwickelt ist, die eine Kampagne gegen dieses Unternehmen anführte. Der Fall zeigt zudem erneut, wie wichtig die Einhaltung der Grundsätze der Sorgfaltsplicht, insbesondere was den Schutz von Menschenrechten und der Umwelt anbelangt, durch Unternehmen ist.
Neben der Strafverfolgung von David Castillo fordere ich das honduranische Staatsministerium auf, umgehend alle mutmaßlichen Drahtzieher und Drahtzieherinnen in diesem Fall festzunehmen und strafrechtlich zu verfolgen, um sicherzustellen, dass sich ein solches Verbrechen nicht wiederholt. Ich werde den Fall weiterhin aufmerksam verfolgen und sende der Familie von Berta Cáceres und der Lenca-Gemeinschaft meine ganze Unterstützung bei ihrer Suche nach Gerechtigkeit und Heilung.“
Hintergrund:
David Castillo wurde zunächst als Auftraggeber des Verbrechens angeklagt, doch das Gericht sprach ihn gestern als Mitverantwortlichen schuldig. Das Gericht entschied, dass Castillo seinen militärischen Geheimdiensthintergrund nutzte, um eine Beziehung zu Berta Cáceres zu schüren, um ihre Handlungen zu überwachen und zu verfolgen, was an die Unternehmensleitung weitergegeben wurde. Es zeigte auch, wie er sich in den Monaten und Wochen vor dem Mord mit dem DESA Manager für Umwelt & Gemeindebeziehungen Sergio Rodriguez und dem ehemaligen DESA-Sicherheitschef Douglas Bustillo, die beide 2018 wegen des Mordes verurteilt wurden, abstimmte und wie er Geld für die Ermordung erhielt. Das Urteil wird am 4. August 2021 verkündet.
Internationale Menschenrechts- und Rechtsexperten und -expertinnen, die den Prozess gegen David Castillo aufmerksam verfolgen, haben darauf hingewiesen, dass es Hinweise auf eine kriminelle Komplizenschaft anderer Akteure bei der Drangsalierung von Berta Cáceres, dem Rat der indigenen Völker von Honduras (COPINH) und der Rio Blanco-Gemeinde sowie bei der Planung und Logistik der Ermordung gibt und drängen auf weitere Ermittlungen und Strafverfolgung. Die im Prozess vorgelegten Beweise deuten auch auf Handlungen von fragwürdiger Rechtmäßigkeit seitens der Staatsbeamten und Staatsbeamtinnen hin, sowie auf eine Zusammenarbeit der mutmaßlichen Organisation, die das Attentat ausführte, mit den Eigentümern der Firma DESA.
Berta Cáceres war eine prominente Ökologin und Landrechtsaktivistin aus der indigenen Gemeinde Lenka in Honduras, die am 3. September 2016 in ihrem eigenen Haus ermordet wurde. Berta Cáceres war 1993 Mitbegründerin des COPINH. Über mehr als zwei Jahrzehnte kämpfte sie gegen Landraub, illegalen Holzeinschlag und Megaprojekte, wie das Wasserkraftwerk Agua Zarca. Für ihren unermüdlichen und friedlichen Kampf wurde sie mehrfach geehrt, zuletzt 2015 mit dem Goldman Environmental Award. Im Dezember 2020 wurde sie zur Finalistin des Sacharow-Preises des Europäischen Parlaments für Gedankenfreiheit gewählt, und von Tilly Metz und der Fraktion der Grünen/EFA im Europäischen Parlament hierfür vorgeschlagen.