Am heutigen Mittwoch, 19. Februar, hat Landwirtschaftskommissar Christophe Hansen, gemeinsam mit Kommissionsvizepräsident Raffaele Fitto seine Vision für die europäische Landwirtschaft und Ernährung vorgestellt. Eine breite Bandbreite an Themen wurde hierbei abgedeckt, von Produktimporten, über Tierhaltung, Arbeitsbedingungen von Landwirtinnen und Landwirten bis hin zu Tierschutz und gesunder Ernährung, insbesondere in Sachen Umwelt- und Klimamaßnahmen besteht jedoch Nachbesserungsbedarf.
Die Grünen/EFA-Fraktion diese Woche ihre eigene Vision mit sechs Schritten für eine erfolgreiche und nachhaltige Landwirtschaft vorgestellt, um Christophe Hansen bei diesen großen Herausforderungen in den nächsten Jahren konstruktiv zur Seite zu stehen.
Tilly Metz, stellvertretendes Mitglied des Landwirtschaftsausschusses, kommentiert
„Ich begrüße Hansens dialogorientierten Ansatz, um die Herausforderungen des europäischen Landwirtschafts- und Ernährungssystems anzugehen. Es ist entscheidend, jene in zentrale Entscheidungen einzubinden, die direkt davon betroffen sind. Ebenso positiv hervorzuheben ist sein Null-Toleranz-Ansatz gegenüber Praktiken, die Landwirte systematisch dazu zwingen, unter den Produktionskosten zu verkaufen.
Hansens Vision ist grundsätzlich ein vielversprechender Ansatz, weist jedoch Widersprüche auf und bleibt in einigen Aspekten zu wenig ambitioniert. Wie kann man von gesunden Böden, sauberer Luft, reinem Wasser und Artenschutz sprechen, ohne eine Reduktion der intensiven Tierhaltung, einen schrittweisen Verzicht auf toxische Pestizide oder klare Anreize für mehr biologischen Landbau vorzusehen? Ebenso erscheint es widersprüchlich, fairere Bedingungen für Landwirte und kommende Generationen sowie zusätzliche Einkommensquellen zu fordern, während gleichzeitig unzureichende Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen vorgeschlagen werden, die langfristig ihre Existenzgrundlage gefährden: Ohne eine intakte Natur gibt es keine funktionierende Landwirtschaft und ohne Landwirtschaft keine Lebensmittel!
In Sachen Tierschutz verspricht er den Import von Produkten, die EU-Standards entsprechen und die lange überfällige Überarbeitung der aktuellen Tierschutz-Gesetzgebung, einen klaren Zuspruch für eine Verringerung der Einnahme von tierischen Produkten und Ernährungsmodelle hin zu mehr pflanzenbasierter Kost finden wir jedoch nicht.
Der Einfluss großer Lebensmittelkonzerne und multinationaler Unternehmen muss entschiedener begrenzt werden, und beim Klimaschutz darf es – trotz der aktuellen politischen Herausforderungen – keinen Rückschritt geben. Um den Agrarsektor zukunftsfähig zu machen, braucht es einen grundlegenden Wandel: weg von pauschalen Flächenprämien, hin zu einer Landwirtschaft, die Landwirte fair entlohnt, die Umwelt schützt und das Tierwohl in den Mittelpunkt stellt.